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Der Titicacasee, die Uros und die Insel der strickenden Männer

Der Titicacasee ....Heimat der Uros und Papa Langstrumpf. Ihr wisst, der Vater von Pipi Lotta Victualia .... Langstrumpf. Zu seiner Zeit berüchtigter Seebär. Den übrigens habe ich nicht getroffen, aber die Ureinwohner des Sees, die Uros, bei denen habe ich auf einer ihrer schwimmenden Inseln übernachtet.

 

Damals wurden sie verfolgt und haben sich in den hohen Schilfgräsern versteckt. Einer kam dann auf die grandiose Idee, Inseln zu bauen, auf denen sie in Frieden leben konnten. Die schwimmenden Inseln bestehen aus 2-3 Meter dicken Schilfgrasschichten, die alle 2 Wochen von oben erneuert werden müssen, weil von unten alles weg fault. Ne ganz schöne Arbeit fällt da an. Auf den Inseln leben zwischen  1+5 Familien, meistens Verwandtschaft miteinander. Es gibt sogar eine Insel mit einer Schule und eine mit einer Kirche drauf. Die Uros leben vom Fischfang und auch vom Tourismus. Gekocht wird draußen in Tontöpfen mit natürlichem Brennstoff, na? Kommt ihr drauf ? Dem Schilfgras. Meistens kochen sie Kartoffeln und Fisch. Man sagt, das sie damals auch das Gras gegessen haben, so haben sie überlebt.

 

Als wir in der Dunkelheit mit dem Boot ankommen, müssen mich die beiden Gastgeber Wilbert und Delia festhalten, denn der Boden ist ganz schön wackelig. Ich bekomme ein großes Zimmer, mein Bett hat 7 Decken und zwei Wärmflaschen, denn es ist wahnsinnig kalt. Heizungen gibt es leider nicht auf 4000 Metern in Peru. Ich lag lange wach, denn 1. war es saukalt und 2. waren die Decken so schwer, das du dich nicht bewegen konntest. Ich hatte das Gefühl, 12 Kilo liegen auf meinem Körper. Direkt über meinem Bett hing die einzige Beleuchtung in Form einer sehr hellen Glühbirne. Als ich sie ausmachte, dauerte es ungefähr 5 Sekunden, dann hab ich sie wieder eingeschaltet. Es war so finster, das konnte ich nicht aushalten. Also grelles Licht, schwere Decken und eine nasse Kälte, die meine Nase zum einfrieren brachte.... na dann.... gute Nacht. 

Irgendwann bin ich dann wohl doch eingeschlafen trotz aller widrigen Umstände.

 

Der Morgen belohnte mich dann mit einer wunderschönen Aussicht, einer wirklichen Stille und einem sehr netten Frühstück. Am Morgen gewöhnte ich mich schnell an den sehr soften Untergrund. Delia erklärte mir ein bisschen das Leben auf der Insel und sie wollte mich unbedingt in eine Uro-Dame verwandeln, aber da spielte ich nicht mit. Stattdessen wollte ich eigentlich Kanu fahren, aber, als ich das Schilfboot sah, verließ mich der Mut. Man konnte nur kniend mit einem Paddel fahren. Da musste ich leider passen. Also fuhr Joel, der Sohn, mich rüber zum Schnellboot und das brachte mich auf eine weitere echte Insel....

Traqile Island. Die Insel der strickenden Männer....😂

ja ihr habt richtig gehört.... hier Stricken ausschließlich die Männer und das den ganzen Tag, sogar beim Gehen. Das sieht schon seltsam aus. Außerdem tragen alle Männer ihre Tracht, immer, jeden Tag und die sieht exakt gleich aus, ob Junge oder alter Mann. An der Mütze eines Mannes erkennt man übrigens, ob er Single ist, ob er eine Freundin hat, oder verheiratet ist. Das ist irgendwie lustig .... dein Geheimnis trägst du auf dem Kopf.


Die Frauen tragen auch ihre Tracht. Die sehen ein bisl aus wie Nonnen mit ihrem schwarzen Schleier. Um auf den Marktplatz zu kommen, mussten wir erst mal 140 Höhenmeter passieren. Das war nicht leicht, denn nicht vergessen, hier beherrscht die Höhe deine Kondition. Also sind wir alle sehr langsam, stöhnend und alle 20 Meter pausierend hochgekraxelt. Die Einwohner haben uns mit ihren schweren Lasten einfach überholt. Das war schon gemein 🙈 Aber zu guter Letzt sind alle mit Bravour und ohne Sauerstoff oben angekommen. Allerdings wollte sich jeder gleich mal setzen und verschnaufen. Gesagt getan, dann ein wenig umgeschaut und im Restaurant zusammen Forelle gegessen.

 

Am Ende des Tages hatte ich mich doch ein wenig in den 90 jährigen alten Mann verliebt, der beim Aufstieg am Wegrand saß und strickte. Außerdem gefiel mir seine Mütze so gut und ich fragte unseren Guide, ob er mir helfen könnte, eine Mütze von ihm zu kaufen. Ich wollte ihn gern unterstützen damit. Der Guide fand, es ist eine gute Idee und er will übersetzen. Auf dem Rückweg dann verkaufte der alte Mann mir seine Mütze, eine andere war leider noch nicht fertig und er strahlte, als ich ihm den doppelten Preis bezahlte. Seine Cocablätter, die er in der Mütze gebunkert hatte, wollte er aber behalten 😂 durfte er !!! Mit einem sehr emotionalen Gefühl im Herzen fuhren wir mit dem Boot zurück in die Stadt Puno. Dort schaute ich mich noch ein wenig um, um dann mit dem Nachtbus runter an die Küste nach Tacna zu fahren und dort den Bus nach Arica in Chile zu nehmen. Es war eine etwas anstrengende Busfahrt 11 Stunden fast nur bergab 😅

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Dienstag, 30 Oktober 2018 09:17)

    Wow - das ist mal wieder sehr beeindruckend! Wenn du solche Bootstouren machst muss ich immer daran denken, dass es noch gar nicht lange her ist, dass ein Kanu für dich schon eine große Herausforderung war ��.
    Wahnsinn, wie mutig du bist und worauf du dich dort täglich einlässt - du hast meinen vollsten Respekt!! Und das alles ganz alleine...
    Fühl dich gedrückt, mit lieben Grüßen aus Male, auf dem Weg zu einem ganz entspannten Badeurlaub �